Zahlen und Fakten

Eine Analyse des pflegerischen Bedarfs und der entsprechenden Angebote vor Ort ist Voraussetzung für die Planung der pflegerischen Versorgung.
 
Pflegebedürftigkeit, bundesweit:
Das Risiko, pflegebedürftig zu werden, steigt mit dem Alter. Die Grafik zeigt den Anteil der Pflegebedürftigen in den höheren Altersgruppen. (in Anlehnung an Angaben des statistischen Bundesamtes Destatis 2023). 

Demenz, bundesweit:
Das Risiko, an einer Demenz zu erkranken steigt ebenfalls mit dem Alter. Detaillierte Informationen dazu finden Sie hier. 

Die pflegerische Versorgung, allgemein: Durch den demografischen Wandel ist der pflegerische Bedarf in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Gleichzeitig sind die Angebote in den meisten Bereichen gesunken. Als Ursache dafür gilt der Personalmangel in der Pflege. Diese Entwicklung hat vielerorts in den Pflegenotstand geführt.

  • Pflegende Angehörige leisten bisher den größten Anteil der pflegerischen Arbeit; das ist auch der Erhebung des statistischen Bundesamtes zu entnehmen. Die Auswirkungen des Pflegenotstandes auf die häusliche Pflege sind der aktuellen VDK-Studie "Häusliche Pflege am Limit" (2022) zu entnehmen. Dass viele pflegende Angehörige am Ende sind, wird auch in der Beratung deutlich: Pflegebetroffene im häuslichen Bereich finden oft keine Hilfen.
  • Der Fachkräftemangel im Pflegebereich gilt als Hauptursache für die Begrenzung der pflegerischen Angebote. Es ist zu berücksichtigen, dass es dort eine sehr hohe Abwanderungsquote des Personals gibt. Die "Ich pflege wieder, wenn ... Studie" benennt vor allem die Arbeitsbedingungen und Strukturen, die sich ändern müssten, damit ein Teil der ausgebildeten Pflegkräfte in den erlernten Beruf zurückkehren könnte. Verstärkt wurde die Abwanderung auch durch die erschwerten Bedingungen unter der Pandemie.
  • Der erhebliche Preisanstieg bei den pflegerischen Angeboten seit 2022 ist bedingt durch den (berechtigten) Anstieg der Lohnkosten. Diese Erhöhung wird leider nahezu ausschließlich den Pflegebetroffenen auferlegt. Das führt dazu, dass viele Pflegebetroffene sich die notwendigen Hilfen nicht mehr leisten können. Das heißt, die Nachfrage sinkt, nicht aber der eigentliche Bedarf. Für die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung ist der demografische Wandel eine riesige Herausforderung. Es ist zu bedenken, dass es sich bei Pflegebedürftigkeit und Demenz nicht um das Problem einer Minderheit handelt. Ganze Familien sind mitbetroffen. Und das Risiko, selbst zu erkranken, betrifft letztlich alle Menschen, die nicht im jüngeren Alter sterben.

Stadt Oldenburg

Der pflegerische Bedarf: 
lässt sich aus der Altersstruktur der Stadt abschätzen. Dabei ist die Anzahl der hochaltrigen Menschen (80+Jahre) maßgebend. Seit 2015 hat die Alzheimer Gesellschaft Oldenburg e.V. die Entwicklung auf der Grundlage der Einwohnerstatistik der Stadt Oldenburg (Tab. 0218-1) verfolgt. 

Mit Hilfe der Einwohnerzahlen (ab 65 Jahren) und dem Krankenanteil in den Altersgruppen (aus der DZNE-Studie) lässt sich die Anzahl der Demenzerkrankten relativ genau abschätzen. Demnach ist derzeit (Stand 12/2022) in Oldenburg mit ca. 3.100 Demenzerkrankten  zu rechnen. Frauen haben eine höhere Lebenserwartung und sind daher erheblich häufiger betroffen.
Die Studie ermöglich auch eine (weniger genaue) Schätzung der Anzahl der Neuerkrankungen. Demnach ist in Oldenburg derzeit mit ca. 800 Neuerkrankungen im Laufe eines Jahres zu rechnen. Diese Zahl erscheint sehr hoch. Es ist aber zu berücksichtigen, dass im gleichen Zeitraum auch viele Menschen mit einer Demenz sterben. Der Anstieg der Demenzerkrankten aufgrund des demografischen Wandels ist im vergangenen Jahr ungefähr mit 200 anzunehmen. 

Pflegerische Angebote für Menschen mit Demenz:
Obwohl die Anzahl der Einwohner 80+ Jahre in der Zeit von 2015 bis 2022 um ca. 3.000 Personen deutlich angestiegen ist, hat sich die Anzahl der Hilfsangebote seitdem hingegen verringert. Auf jeden freiwerdenden Pflegeplatz in der Stadt bewerben sich also viele Pflegebedürftige. In dieser Konkurrenzsituation sind Menschen mit Demenz im Nachteil, weil ihre Pflege und Betreuung i.d.R. viel Geduld erfordert; d.h. Zeit, die den überlasteten Einrichtungen nicht zur Verfügung steht.

Beratung: In jedem Fall wird es zu Beginn der Erkrankung Beratungsbedarf geben. Auch später ist Beratung notwendig, wenn sich in den verschiedenen Phasen der Erkrankung der Hilfebedarf verändert. Wie man der Auflistung entnehmen kann, gibt es Beratungsstellen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund. Eine zahlenmäßige Erfassung ist schwierig. Neben den unabhängigen Beratungsstellen bieten auch diverse Anbieter von Pflegeleistungen, und die Kostenträger Beratung an.  

Entlastung durch Ehrenamtliche: Im Umgang mit Demenz geschulte Ehrenamtliche können pflegende Angehörige im häuslichen Bereich für einige Stunden in der Woche unterstützen; i.d.R. mit einer Aufwandsentschädigung. Dafür steht der "Entlastungsbetrag" zur Verfügung, den anerkannte Einrichtungen mit der Pflegeversicherung abrechnen können.   

Ambulante Dienste:  Es gibt derzeit 25 Anbieter von ambulanter Pflege und Betreuung. Die genaue Anzahl der ambulanten Pflegeplätze ist uns nicht bekannt. Es gibt Berichte, dass in den letzten Jahren Pflegeverträge gekündigt werden mussten, weil das Personal fehlte. Das Unterangebot an professionellen Hilfsangeboten im ambulanten Bereich führt dazu, dass die zweckgebundenen Leistungen der Pflegeversicherung (Sachleistung, Entlastungbetrag) nicht in Anspruch genommen werden können, obwohl sie gebraucht werden und den Menschen aufgrund der Anerkennung eines Pflegebedarfes eigentlich zustehen würden.

Teilstationäre Tagespflege: kann einen Heimaufenthalt hinauszögern oder sogar verhindern. Die Kosten dafür werden annähernd in Höhe der doppelten Sachleistung von der Pflegeversicherung übernommen. Allerdings ist die Kostenübernahme bei den Anfahrten durch die Pflegeversicherung  auf 7 bis 8 € begrenzt, so dass das Angebot eher am Stadtteil orientiert ist. Im gesamten Stadtgebiet gibt es z.Z. acht Tagespflege-Einrichtungen mit insgesamt 159 Plätzen.  
 
Ambulant betreute Wohn-Pflege-Gemeinschaften: sind eine Alternative zum Heim, die Demenzkranken ein weitgehend selbstbestimmtes Leben bis ans Ende ermöglichen. Sie bieten zudem bessere Arbeitsbedingungen und leiden daher nicht so stark unter Personalmangel. Gegenwärtig gibt es in der Stadt sechs Wohn-Pflege-Gemeinschaften mit einem Demenzkonzept, in denen 60 Pflegebedürftige versorgt werden. Es gab einmal neun Wohn-Pflege-Gemeinschaften im Stadtgebiet. 2022 mussten drei Projekte wegen sehr hoher Auflagen der Baubehörde geschlossen werden. Dadurch kamen der Stadt 30 demenzgerechte Dauerpflegeplätze abhanden. Viele der Pflegebedürftigen und das Personal sind in das Umland abgewandert. 

Heime (auch für Menschen mit Demenz): Die stationären Einrichtungen sind i.d.R. der letzte Ausweg, wenn es zu Hause nicht mehr geht. In der Stadt Oldenburg gibt es derzeit 22 Einrichtungen, die mehr oder weniger gut auf die besonderen Probleme bei der Versorgung von Menschen mit Demenz eingestellt sind. Von den insgesamt 1.791 Betten, dürfen jedoch 300 wegen Personalmangel nicht belegt werden. Im Vergleich:

2015: standen für 8.046 Einwohner*innen über 80 Jahre insges. 1.679 Heimplätze zur Verfügung. 
 - Versorgungsgrad = 208 verfügbare Heimplätze je 1.000 EW 80+.   
2022: stehen für 11.074 Einwohner*innen über 80+ Jahre 1.791 Heimplätze zur Verfügung. 
    300 Betten dürfen nicht belegt werden, daher minus ca. 300 = ca. 1.491 
-  Versorgungsgrad = ca. 134 verfügbare Heimplätze für 1.000 EW 80+.

Im Vergleich zum Versorgungsgrad von 2015, ist der Fehlbedarf (208-134=) 74 Plätze je 1.000 Einwohner*innen 80+, d.h. bei derzeit ca. 11.000 Einwohner*innen in dieser Altersgruppe fehlen insgesamt ca. 800 verfügbare Pflegeplätze. Davon sind 300 BETTEN bereits vorhanden. Rechnerisch fehlen also ca. 500 zusätzliche Betten und das Personal, um ca. 800 Pflegebedürftige zu versorgen. (In dieser Versorgungslücke leisten alternative Versorgungsmodelle wie Wohn-Pflege-Gemeinschaften wichtige Arbeit.)   

Die Erfahrung zeigt: Wer heute in Oldenburg kurzfristig einen Heimplatz braucht, muss u.U. eine Einrichtung akzeptieren, die bis zu 100 km weit im Umland liegen kann.  

Eine weitere Hürde sind die massiven Preiserhöhungen. Durch Recherchen auf den Portalen der Kostenträger (AOK-Navigator und vdek-Lotse) haben wir versucht, die Preisentwicklung zu verfolgen. Aber leider sind die Angaben hier verwirrend und sogar widersprüchlich. Die gesetzlichen Vorschriften zur Transparenz von Kosten und Leistungen im Pflegebereich regelt § 7 Abs. 3 und 4, SGB XI, werden aber offenbar nicht eingehalten. 

 
Alzheimer Gesellschaft Oldenburg e. V. · Lindenstraße 12 a · 26123 Oldenburg · Tel.: 0441/926 69 39 · E-Mail: info@alzheimer-oldenburg.de
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